Von Helga Raue
Aachen. Es hätte sicher einen gewissen
Charme, wenn Joachim Löw – sagen wir mal – Lukas Podolski und Mesut Özil
erst aus- und später wieder einwechseln dürfte. Das ist international
ebenso undenkbar wie in den höheren Fußball-Ligen. Seit dieser Saison
ist das Wiedereinwechseln aber im Fußballverband Mittelrhein (FVM) bis
einschließlich Kreisliga A erlaubt, wird aber in den Fußballkreisen
Aachen, Düren und Heinsberg jeweils nur in untersten Kreisliga sowie in
der Frauen-Kreisliga praktiziert.
„In den unteren Klassen finde ich die
Regelung gut, zumal es da oft Personalprobleme gibt", sagt Helmut Brief,
Vorsitzender des Kreisspielausschusses im Kreis Aachen, der in der
Frauen-Kreisliga selbst Spiele pfeift. „Die Frauen machen das
hervorragend, vorbildlich. Hier hat sich das Wiedereinwechseln bewährt,
da so junge Spielerinnen herangeführt werden können." Im Männerbereich
wird die Regelung nur in der neuen Kreisliga D praktiziert. „Hier kann
keiner absteigen, in höheren Klassen sehe ich schon Probleme, dass die
Spielergebnisse verfälscht werden könnten", so Brief. Beispielsweise,
wenn eine zweite Mannschaft in Abstiegsgefahr schwebt. „Man könnte
erfahrene Spieler aus der Ersten kurzfristig einsetzen, bis ein
positives Ergebnis feststünde, dann könnten die Akteure sich auf den Weg
zu ihrem eigenen Team machen", konstruiert Brief eine – negative –
Möglichkeit.
Die Regel – in Aachen auf die Männer-D-Liga
beschränkt – kann auch Verwirrung stiften: So ließ es der Unparteiische
auch in der Kreisliga C, Staffel 3, am ersten Spieltag zu, dass in der
Partie Eintracht Warden gegen Falke Bergrath munter gewechselt wurde.
Nun muss die Begegnung am 26. September wiederholt werden.
Bis zu drei Spieler dürfen nach dieser Regel
ein- und ausgewechselt werden, insgesamt können in einer Partie wie
bisher aber nur 14 Spieler eingesetzt werden. Doch „was ist, wenn
plötzlich ein vierter Eingewechselter auf dem Platz steht und der
Schiedsrichter langsam den Überblick verloren hat? Es ist nicht einfach,
alles nachzuvollziehen", sagt Josef Küppers, Technischer Obmann des
Fußballkreises Heinsberg, der aktuell einen solchen Fall auf dem Tisch
hat. „Insgesamt ist die Regelung aber für den unteren Bereich eine gute
Sache. Wir haben das ja schon in der vergangenen Saison in der C-Liga
praktiziert."
Aktuell hat man sich bei den Heinsberger
B-Ligisten umgehört, wie diese über die Einführung in der kommenden
Saison denken. „Da waren die Meinungen höchst geteilt. Je
leistungsorientierter der Fußballklub ist, desto geringer ist das
Interesse an dieser Regel." In Heinsberg hat man das Thema „noch auf der
Agenda" und will es in der Rückrunde noch einmal diskutieren. „Wenn
jedoch nicht zwei Drittel der Vereine dafür stimmen, sollte man es
lassen."
Frage, ob das Sinn macht
Mit den B-Ligisten wurde im Fußballkreis Düren
noch nicht diskutiert, „vielleicht wird das aber künftig ein Thema",
meint Horst Bruns, Vorsitzender des Spielausschusses. „Wir haben in der
Kreisliga C und in der Frauen-Kreisliga bisher gute Erfahrungen mit der
Regel gemacht. Diese jedoch bis einschließlich Kreisliga A umzusetzen,
wollten wir nicht." Die Begründung liegt auf der Hand: „Je höher man
geht, wird es doch immer mehr Leistungssport. Und dann muss man fragen,
ob das für die Vereine Sinn macht."
Heinsberger Nachrichten
Mi, 11. Sep. 2013
Die Sperre nach Gelb-Rot für Amateure sorgt für Kritik
Breinigs Trainer Michael Burlet bevorzugt „Zeitstrafe oder alles beim Alten lassen". Probleme besonders in den C-Ligen.
Von Günter Kirschbaum
Aachen. Seit dem 1. Juli ist die neue
Regelung in Kraft. Die Gelb-Rote Karte zieht nun auch bis in die Kreis-
und Frauenligen eine automatische Sperre für das nächste Spiel nach
sich. Im Lager der Amateurfußballer wird diese Neuerung durchaus
kontrovers diskutiert. Und auch einen ersten Verstoß gab es im
Spielbetrieb des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) schon: Weil
Germania Burgwart Bergstein-Brandenberg am ersten Spieltag der
Landesliga-Staffel 2 gegen Rhenania Richterich einen Spieler eingesetzt
hatte, der in der vorhergehenden Partie die „Ampelkarte" gesehen hatte,
wurde aus dem 1:1 nach 90 Minuten am Grünen Tisch ein 2:0 für
Richterich.
„Grundsätzlich ist es ein Fortschritt, wenn
die Bestimmungen an den Profibereich angeglichen werden", stellt
Ex-Profi Wilfried Hannes fest, der seit Jahren Trainer des
Mittelrheinligisten Borussia Freialdenhoven ist. Doch wenn der frühere
Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach weiter ins Detail geht,
findet auch er nicht nur ein Haar in der Suppe. Er sieht die Probleme.
„Diese Regelung nach unten hin vernünftig durchzusetzen, ist schwierig",
glaubt er. Hannes hätte es in Abwägung aller Aspekte besser gefunden,
wäre es bei der alten Vorgehensweise geblieben.
Hört sich die Kritik bei Winnie Hannes noch
äußerst moderat an, spricht Michael Burlet Klartext. „Mir gefällt das
nicht", sagt der Trainer des Landesligisten SV Breinig. „Entweder hätte
man bei einer zweiten Gelben Karte eine Zeitstrafe verhängen sollen oder
alles beim Alten lassen." Burlet kritisiert vor allem, dass es vor der
Saison eine große Verwirrung gegeben habe. „Der Verband hat zwar alle
Vereine angeschrieben", erzählt er, „aber ich glaube nicht, dass jeder
Verein auch seinen Trainer informiert hat." Vor allem eines ist für ihn
unverständlich: die Sperre nach Gelb-Rot im Freundschaftsspiel. „Da
herrschte bei den Turnieren im Sommer oft Ratlosigkeit." Die Sperre nach
Gelb-Rot: Michael Burlet hält diese Regelung allenfalls bis
einschließlich Regionalliga für sinnvoll.
Wie es in den Kreisligen aussieht, weiß
Markus Diederen, der Geschäftsführer des Geilenkirchener Stadtteilklubs
Germania Bauchem, genau. „In zahlreichen unterklassigen Spielen weiß der
Schiedsrichter manchmal selbst nicht so genau, warum er Gelb-Rot
gezeigt hat", sagt Diederen. Er kann die automatische Sperre nach
Gelb-Rot allenfalls für die Kreisligen A und B noch so gerade
akzeptieren. Wenn aber von der C-Liga die Rede ist, findet Diederen
überhaupt keinen positiven Aspekt. Da nicht alle Spiele von einem
angesetzten Schiedsrichter geleitet werden können, müssen in diesen
Fällen Betreuer an die Pfeife. „Und ob da alles eingetragen wird, ist
das nächste Problem", führt Diederen an.
Ein Problem hat auch der FVM noch zu lösen.
Wie wird mit einem Spieler verfahren, der sich nach einer Gelb-Roten
Karte auf dem Weg zur Kabine ein weiteres Rot-würdiges Vergehen leistet.
Kommt die Sperre, die der Zusatzbericht des Schiedsrichters auslösen
würde, auf die automatische Sperre für Gelb-Rot drauf, oder wird die
Gelb-Rot-Sperre noch drauf gepackt? Diese Frage wird am morgigen
Donnerstag in einem Musterprozess von der Verbandsspruchkammer geklärt
werden müssen. Verhandelt wird ein Fall vom 2. Spieltag, als in der
Landesliga 2 im Spiel FV Honnef gegen VfL Leverkusen (1:2) ein Honnefer
Spieler in der 89. Minute Gelb-Rot sah und auf dem Weg vom Platz den
Schiedsrichterassistenten beleidigte.